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Symbolfoto: andreykuzmin/123RF

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Tools für Nachhaltigkeitsberichte

Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) wird mit Millionenaufwand weiterentwickelt, um die Nachhaltigkeitsberichterstattung besonders für KMU zu erleichtern. Zugleich entsteht in einem DBU-Projekt eine Plattform für den Datenaustausch zwischen Unternehmen.

April 11, 2024

Bereits seit ca. zehn Jahren müssen bestimmte börsennotierte Unternehmen über ihre Nachhaltigkeit Bericht erstatten, in Deutschland betrifft das etwa 550 Unternehmen. Die Berichtspflicht wird durch die im Januar 2023 in Kraft getretene Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU erheblich ausgeweitet. Schrittweise steigt dann die Zahl der betroffenen Unternehmen in Deutschland Schätzungen zufolge auf etwa 13.000. Ab dem Jahr 2025 werden die Unternehmen stufenweise berichtspflichtig und sollen ihre Nachhaltigkeitsberichte im Rahmen ihrer jährlichen Unternehmensreports vorlegen. Die Berichterstattung über die Einhaltung der Sorgfaltspflichten nach der EU-Lieferketten-Richtlinie (Corporate Sustainability Due Diligence Directive CSDDD) soll ebenfalls über die CSRD erfolgen.

Zu einer besonders großen Belastung wird diese Berichterstattung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Diese sind zum aktuellen Zeitpunkt zwar noch nicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Das Thema gewinnt jedoch für sie an Relevanz – beispielsweise, wenn sie als Zulieferer großer Firmen zu den von ihnen verursachten CO2-Emissionen entlang der Lieferketten Auskunft geben sollen. Das Problem dabei: KMU verfügen nur selten über das Personal, die Ausstattung und die Infrastruktur, um die dafür nötigen Daten im Unternehmen bereitzustellen.

Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex wird praxisgerechter

Die Bundesregierung möchte weitere bürokratische Hürden für die Wirtschaft durch diese neuen Berichtspflichten vermeiden. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen sollen hierbei deutlich entlastet werden. Unternehmen sollen die neuen Standards für Nachhaltigkeitsberichte von Anfang an leicht handhaben können. Aus diesem Grund wird der vom Rat für Nachhaltige Entwicklung konzipierte Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) weiterentwickelt und u.a. mit einer neuen Webplattform erweitert. Ziel der Fortentwicklung ist es, den Zeit- und Arbeitsaufwand für die Nachhaltigkeitsberichterstattung insbesondere für KMU zu minimieren. Mit dem DNK können die Nachhaltigkeitsberichte niederschwellig und gesetzeskonform erstellt werden. Zudem bietet der DNK kostenlose und praxisnahe Unterstützung an, z.B. mit einer Webplattform, Schulungen und Leitfäden. Für dieses Projekt stellt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) 19,25 Mio. Euro über eine Laufzeit von dreieinhalb Jahren zur Verfügung.

Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMWK und Mittelstandsbeauftragter der Bundesregierung: "Die Unternehmen müssen ihren Vertragspartnern und Banken alle notwendigen Nachhaltigkeitsdaten in einheitlicher Form liefern können und auch in der Öffentlichkeit umwelt- und klimafreundliches Wirtschaften transparent machen. Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex ist hierfür der Schlüssel. Er wird den Unternehmen niederschwellig, digital und unentgeltlich helfen, die neuen gesetzlichen Anforderungen zur Berichterstattung über Nachhaltigkeit und Sorgfaltspflichten zu erfüllen. Er bietet ein einheitliches, digitales, leicht handhabbares Format."

Neben dem Aufbau einer Webplattform zur elektronischen Erstellung und Veröffentlichung der Nachhaltigkeitsberichte bis Ende 2024 soll für die Unternehmen ein Helpdesk für inhaltliche und technische Fragen eingerichtet sowie die Unterstützung durch Webinare oder Leitfäden ausgebaut werden. Das unentgeltliche Angebot des Deutschen Nachhaltigkeitskodex richtet sich sowohl an bereits oder zukünftig berichtspflichtige Unternehmen wie auch an freiwillig berichtende Unternehmen, die steigenden Nachfragen zum Thema Nachhaltigkeit aktiv begegnen wollen. Hinzu kommen die gesetzlich nicht berichtspflichtigen Unternehmen, die sich jedoch Informationspflichten ihrer Vertragspartner in der Wertschöpfungskette ausgesetzt sehen. Für diese soll es ein vereinfachtes Einstiegsmodul geben, das auf dem freiwilligen KMU-Standard der EU basiert.

Ein Daten-Marktplatz für den Mittelstand

Ein weiteres aktuelles Projekt zum Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung der KMU zielt darauf, einfache, anwendungsnahe Ökobilanzierungen (Life Cycle Assessments, LCA) für KMU so möglich zu machen, dass sich diese obendrein auch ökonomisch rechnen können. Dies ist die Idee hinter einem Vorhaben des Manufacturing Technology Institute (MIT) der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen von Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs und der senseering GmbH aus Köln, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wird.

Auf Basis bestehender Modelle und Methoden entwickeln die Projektbeteiligten ein Bewertungsmodell, mit dem sich die Ökobilanzen von Produktionsprozessen in KMU prozessspezifisch erstellen lassen. Um eine Bilanzierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu ermöglichen, wird im Projekt ein digitaler Marktplatz geschaffen, auf dem Unternehmen Prozessdaten und Sachbilanzen handeln und den Service zur Kalkulation des CO2-Fußabdrucks bereitstellen können – nach dem Motto: In Kooperation schaffen wir die notwendige Transparenz in die ökologische Nachhaltigkeit unserer Prozesse und befähigen uns, Einsparpotenziale zu identifizieren.

Digitales Geschäftsmodell

Je mehr Daten dem Marktplatz und dem LCA-Service zur Verfügung stehen, umso transparenter und genauer die Ergebnisse der Ökobilanzierungen. Die am Marktplatz beteiligten Unternehmen und Forschungseinrichtungen werden monetär motiviert, ihre Daten auf dem Marktplatz zu teilen. Dies entspricht dem digitalen Geschäftsmodell der Datenmonetarisierung, wodurch das Handeln von Daten lukrativ gestaltet werden soll. Ein weiterer Vorteil: Durch die im System vorhandenen Informationen sind Prognosen zur Nachhaltigkeit zukünftiger Produktionsprozesse für einzelne Unternehmen möglich und erleichtern (Investitions-)Entscheidungen, da sich alternative Handlungswege vergleichen lassen.

Distributed Ledger Technologie

Um die Datensouveränität und -sicherheit zu gewährleisten, wird für den digitalen Marktplatz die sogenannte Distributed Ledger Technologie (DLT) verwendet. Die für den Handel vorgesehen Daten werden dezentral gehalten und im Bedarfsfall peer-to-peer zwischen zwei Unternehmen ohne zwischengeschalteten Intermediär gehandelt. Erste Meilensteine des Projektes sind erreicht: Inzwischen ist das Bewertungsmodell entwickelt worden und ein Prototyp des digitalen Marktplatzes entstanden. Als nächstes möchten sie den digitalen Marktplatz mit realen Unternehmen erproben und weiterentwickeln.

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Autor
Thomas Schmitz
Journalist, unabhängiger Berater für nachhaltiges Bauen, ehemaliger Geschäftsführer von natureplus.